Das größte Treffen der Menschheit?
Es ist ein Alleinstellungsmerkmal des Menschen, sich gezielt zu organisieren und gemeinsam kulturelle Tätigkeiten in großem Maßstab zu begehen. Doch welches war eigentlich die größte jemals geplante Versammlung mit gemeinsamer Zwecksetzung von Menschen in der Geschichte der Zivilisation?
Die Antwort verblüfft: Kein Sportereignis, kein Festival, ein Gottesdienst! Der Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages im Jahre 1995 in Manila auf den Philippinen zog mehr als vier Millionen junge Menschen an, wohl auch weil es sich bei den Philippinen um das größte katholische Land Land Asiens handelt. Doch was ist der Weltjugendtag eigentlich genau?
Der Weltjugendtag ist ein internationales Treffen der römisch-katholischen Kirche. Es wurde vopn Papst Johannes Paul ins Leben gerufen und wird vom „Päpstlichen Rat für die Laien“ sowie dem jeweiligen Gastgeberland organisiert. Ursprung war das „Internationale Jubiläum der Jugend“ im Jahre 1984 in Rom. Das Treffen findet inzwischen alle drei Jahre statt, wobei die Gastgeber-Städte und das Motto wechseln. Das Motto kann, muss aber nicht, ein Psalm sein. Der letzte Weltjugendtag, 2016, fand in Krakau statt, der nächste, 2019, soll in Panama stattfinden, die Stadt ist noch nicht bekannt. Der Papst persönlich wählt den Themenschwerpunkt des nächsten Treffens aus und begründet seine Wahl über die vatikanische Behörde für Laien, Familie und Lebensschutz.
Geschichte des Weltjugendtages
Endgültig ins Leben gerufen wurden die Weltjugendtage anlässlich des „Jahr der Jugend“ 1985 der Vereinten Nationen, wiederum von Papst Johannes Paul II. Seit jeher ist das Ereignis die größte Zusammenkunft von römisch-katholischen Gläubigen der Welt.
Seit Anfang der Zählungen der Weltjugendtage 1985 fand die Zusammenkunft 13 mal in Europa, zwei mal in Südamerika, einmal in Nordamerika, einmal in Asien und einmal Australien statt.
Jugendtage der römisch-katholischen Kirche finden jedoch auch in Jahren statt, in denen kein Weltjugendtag stattfindet, dann jedoch nur auf Bistumsebene.
2016 waren in Krakau Pilger aus 180 Nationen zum gemeinsamen Gebet versammelt. Als eine Art „Hymne“ der Weltjugendtage hat sich „Jesus Christ You Are My Life“ etabliert, wenn auch nicht offiziell. Jeder internationale Weltjugendtag hat aber auch ein offizielles Lied.
Die bisherigen Mottos des Weltjugendtages waren
Rahmenprogramm
Vor dem Weltjugendtag finden die „Tage der Begegnung“ statt. Hierbei haben die Anreisenden, wie der Name verrät, die Gelegenheit das Gastgeberland und seine Bewohner kennen zu lernen, religiöse Stätten zu besichtigen und den Alltag, aber auch die alltäglichen Herausforderungen der Gläubigen zu erfahren. In einem bestimmten Rahmen nimmt also eigentlich das ganze Gastgeberland, nicht nur die jeweilige ausgewählte Stadt, am Weltjugendtag teil.
Die Pilger reisen meistens erst in ihrer Gesamtheit in der Woche des Weltjugend“tages“ in die jeweilige Stadt, beginnend meistens an einem Montag. In den Tagen von Montag bis Donnerstag finden Workshops, Seminare, Musikperformances, Katechesen und natĂĽrlich Gottesdienste in der gesamten Stadt statt. Hier findet vor allem inhaltliche Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben auf kleinster Ebene statt. Die Themen, welche die Jugend besonders aktuell ansprechen werden diskutiert, besprochen und analysiert, ausgerichtet an dem jeweiligen Motto des Jahres. Besonderen Wert erfährt dabei stets die Internationalität des Katholizismus und die Zusammenarbeit der Gläubigen rund um den Globus.
Ablauf
- Am Donnerstag der jeweiligen Woche begrĂĽĂźt der Papst die anwesenden Pilger
- Freitag beginnt ein Kreuzweg unter Teilnahme des Papstes entlang einer Route durch die Stadt.
- Am Samstag findet das Vigil, ein Abendgebet statt.
- Der Höhepunkt der Tage ist der Abschlussgottesdienst am Sonntag, welchen der Papst persönlich hält und an welchem das nächste Gastgeberland bekannt gegeben wird.
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Der Weltjugendtag in Panama findet im Frühjahr statt und stellt die Marienfrömmigkeit in den Vordergrund. Panama war 1523 die erste Diözese auf dem amerikanischen Festland und daher eine lange symbolische Geschichte im Katholizismus. Zwar ist Panama der bislang kleinste Staat, in dem das Treffen stattfindet, jedoch ist die Bevölkerung, ähnlich wie in den Philippinen, sehr stark katholisch geprägt, 85% der Einwohner sind katholischen Glaubens (zum Vergleich: in Deutschland sind es 29%). Schutzpatron der kommenden Zusammenkunft wird der Märtyrer Oscar Romero. Schon jetzt planen die Gemeinden auf der ganzen Welt Fahrgemeinschaften nach Panama.
Der Weltjugendtag als Politikum
Besonderes Aufsehen auch außerhalb der christlichen Gemeinschaft erregte der Weltjugendtag 1991, der erste nach dem Fall der Mauer und damit der erste, der es Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der ganzen Welt gestattete, hinter den „Eisernen Vorhang“ zu blicken. Der Papst hielt eine bewegende Rede, die an gemeinsame Werte der Christenheit im Westen und Osten appellierte.
Ebenso der Weltjugendtag in Denver im August 1993: Im Zuge der immer öfter in den Medien der westlichen Welt thematisierten sozialen Ungerechtigkeit und der klaffenden Schere von Arm und Reich, forderte der Papst die Pilger ungewohnt direkt zu Taten auf: „Habt keine Angst, auf die Straßen und in die Öffentlichkeit zu gehen […]. Das ist nicht die Zeit, sich des Evangeliums zu schämen […]. Fürchtet euch nicht, aus eurer bequemen und gewohnten Lebensweise auszubrechen […].“
In den Ländern, in denen der Weltjugendtag stattfindet, gibt es regelmäßig Nachfolgeveranstaltungen, Kircheneintritte und neue geistliche Bewegungen mit tendenziell jungen, aktiven Mitgliedern, etwa die deutsche „Jugend 2000“ oder die „Initiative Pontifex“. Der Weltjugendtag kann damit auch als Chance und Initiative der römisch-katholischen Kirche begriffen werden, wieder junge Menschen zurĂĽck in den Glauben zu fĂĽhren um eine „Ăśberalterung“ der kirchlichen Strukturen zu vermeiden.
Papst Franziskus hat den letzten Weltjugendtag in Krakau dazu genutzt, um zum Engagement für Flüchtlinge und gegen Ausgrenzung und Rassismus zu nutzen. Dies wurde auch als eine Mahnung an die Regierung Polens verstanden, die kurze Zeit vorher die Aufnahme von Flüchtlingen mit Verweis auf die islamistischen Anschläge in Paris abgelehnt hatte. Besonders pikant: Ministerpräsidentin Beata Szydlo provozierte während der Tage, am Samstag, mit der Aussage, „[…] Johannes Paul [sei] vor allem unser polnischer Papst und wird für uns immer am wichtigsten sein“. Dies wurde in Teilen der Gemeinschaft als Trotzreaktion auf die Weltoffenheit des amtierenden Papstes aufgenommen. Papst Franziskus besuchte auch das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz. Er umarmte dort Überlebende des Lagers und bewegte sich auf dem Gelände teils ohne den klassischen Personenschutz. Er schwieg, wie vorher angekündigt, während seines gesamten Aufenthaltes in Trauer und verweilte in sich gekehrt bei den Sammelgalgen. Eine Rede an der Gedenkstätte von Benedikt XVI Jahre zuvor hatte eine hitzige Debatte ausgelöst.